KSI 5/2017: Die Restrukturierungsbranche in der Krise?

In der aktuellen Ausgabe der KSI (5/2017) berichtet Burkhard Jung über die neuen (und alten) Herausforderungen für die Experten in der Sanierung.

ERSTELLT AM 25. September 2017

Seit Jahren zurückgehende Insolvenzzahlen sind nur die Spitze des Eisbergs: Die Restrukturierungsbranche ist in der Krise. Die Zeiten, in denen nach jedem Tal sicher wieder eine Welle der Auslastung über die Branche hereinbrach, sind längst vorbei. Häufig wird der Grund bei den niedrigen Zinsen gesehen und freudig der nächsten Zinserhöhung entgegengefiebert. Doch ist es das allein? Der Artikel befasst sich mit verschiedenen möglichen aktuellen und zukünftigen Ursachen für den Druck im Restrukturierungs- und Insolvenz-Markt und versucht, deren Einfluss sowie die Möglichkeiten der Beteiligten, hier entgegenzuwirken, zu umreißen. Ergebnis ist eine These, wie Restrukturierer und Insolvenzverwalter heute auf die Gegebenheiten ihres Markts reagieren sollten, um auch in Zukunft marktfähige Produkte verkaufen zu können.

Auszug

Seit der Finanzkrise befinden sich Deutschland und weite Teile der Weltwirtschaft in einer ununterbrochenen Wachstumsphase, die u. a. durch billiges Geld immer weiter angefeuert wird. Während sich früher politische Krisen häufig negativ auf die Konjunktur ausgewirkt haben, scheint das heute ganz und gar nicht mehr der Fall zu sein: Börsenturbulenzen in China, die Russland-Sanktionen, der Brexit, die Wahl Donald Trumps und nicht zuletzt der DieselSkandal; man könnte die verunsichernden Ereignisse der letzten 20 Monate vermutlich weiter fortsetzen. Aber auch wenn sie alle ganz unterschiedlich sind, haben sie doch eines gemein: Ihnen folgt keine wirtschaftliche Ernüchterung. Ganz im Gegenteil: Die Konjunktur scheint sich von den Rahmendaten zu entkoppeln und weitgehend unbeeinflusst weiterzugehen: Ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht! Für die Restrukturierungs- und Insolvenz-branche bedeutet dies, dass die alte und lange verlässliche Gleichung „Nach der Krise ist vor der Krise“ nicht mehr 1:1 aufgeht. Zumindest ist nicht absehbar, wann die nächste Krise kommt. Was folgt daraus? Die Branche muss heute in anderer Weise „überwintern“. Während es früher möglich war, in den kurzen krisenarmen Zyklen Liegengebliebenes aufzuarbeiten und damit, bezogen auf den Auftragseingang, überzählige Kapazitäten auszulasten, müssen diese Kapazitäten heute gezielt abgebaut werden, jedoch ohne Know-how und Erfahrung einzubüßen. Zugleich aber müssen Strukturen geschaffen werden, mit denen ein Hochfahren von Kapazitäten jederzeit wieder möglich ist. Flexibilisierung ist das Maß der Dinge. Um es hier ein Stück weit vorwegzunehmen: Erreichen wird die Branche das nur in einer deutlich arbeitsteiligeren Struktur.

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