Case Study: Mobisol – Restrukturierung eines Off-Grid-Energieversorgers

Einzigartig, vielfältig, nachhaltig, international – die Restrukturierung eines Off-Grid-Energieversorgers zählt zu den außergewöhnlichsten Projekten, die die Restrukturierungspartner begleitet haben. Das Berliner Start-up unterstützt mit Off-Grid-Solaranlagen die Energieversorgung in ländlichen Gebieten Ostafrikas. In unserer Case Study erfahren Sie mehr über das Projekt.

Autor: Marie Lorkowski

Key Facts

Name: Mobisol-Gruppe
Mitarbeiter: ca. 750
Gesamtleistung: ca. 23 Mio. EUR
Hauptsitz: Berlin
Region: Deutschland, Tansania, Ruanda, Kenia
Kerngeschäft: Vertrieb von Off-Grid-Solarsystemen

Ausgangslage

Die Mobisol-Gruppe ist ein Start-up, das 2011 in Berlin mit dem Ziel gegründet wurde, eine nachhaltige und saubere Energieversorgung zu erreichen. In den vergangenen Jahren hat sich das Unternehmen zu einem internationalen Off-Grid-Energieversorger mit Kunden in 12 Ländern etabliert.

Mobisol entwirft, vertreibt und wartet Solarsysteme und größere Anlagen. Mit den eigens entwickelten „Off-Grid“-Aufdach-Solaranlagen und dem entsprechenden Zubehör sichert Mobisol die Energieversorgung von Privathaushalten und Unternehmen in infrastrukturschwachen Regionen im ländlichen Ostafrika. Die Einwohner können eine breite Palette kompatibler Geräte wie zum Beispiel Kühlschränke, Fernseher und Stereogeräte nutzen. Durch die Kombination einer eigens entwickelten Software mit mobilen Zahlungstechnologien stellt das Berliner Unternehmen zudem erschwingliche sowie flexible Finanzierungspläne sicher.

Im Jahr 2018 geriet die Mobisol-Gruppe in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Um das Unternehmen wieder nachhaltig rentabel aufzustellen und die Arbeitsplätze zu sichern, wurde im April 2019 die Sanierung im Rahmen eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gemäß § 270a InsO gestartet.

Leistungen

Die Restrukturierungspartner begleiteten und organisierten den gesamten Eigenverwaltungsprozess. Dr. Stefan Weniger übernahm als eigenverwaltender Sanierungsgeschäftsführer (CRO) die Verantwortung für die operative Restrukturierung. Während des Verfahrens waren die Restrukturierungspartner unter anderem für die Betriebsfortführung verantwortlich, entwickelten zahlreiche Sanierungsmaßnahmen und setzten diese um, um das Geschäftsmodell zu optimieren und die Liquidität zu sichern. Zeitgleich hatten die Restrukturierungspartner in einem strukturierten M&A-Prozess einen neuen Investor gesucht, der das Geschäftsmodell von Mobisol strategisch unterstützt und das weitere Wachstum finanziert.

Besonderheit

Besonders herausfordernd waren die komplexen Geschäftsstrukturen und der globale Konzernaufbau in sieben verschiedenen Jurisdiktionen. Als klassisches Start-up war das Geschäftsmodell des Unternehmens stark auf Wachstum ausgerichtet, was von verschiedenen Eigen- und Fremdkapitalgebern finanziert wurde, deren Sicherheiten (vereinbart nach englischem Recht) sich teilweise bei den afrikanischen Tochtergesellschaften befanden.

Die komplexen Geschäftsstrukturen mussten in Einklang mit den Vorgaben der deutschen Insolvenzordnung gebracht werden. Daher war eine ständige Abstimmung mit den Geschäftsführern der afrikanischen Tochtergesellschaften zur Aufrechterhaltung der Konzernstruktur unerlässlich. Zudem musste die Zahlungsfähigkeit der afrikanischen Gesellschaften als wesentliche Voraussetzung für den Erfolg des M&A-Prozesses aufrechterhalten und das konzernweite Cash Managements unter dem streng reguliertem Kapitalverkehr im Handel mit den afrikanischen Gesellschaften organisiert werden.


Auch die knappe Timeline des M&A-Prozesses stellte eine Herausforderung dar. Binnen weniger Monate musste mit einem europäischen Großkonzern ein Kaufvertrag verhandelt werden, bei dem auch die Interessen der internationalen Gläubiger bestmöglich berücksichtigt werden mussten.

Projektergebnis

Im Zuge des M&A-Prozesses wurde ein geeigneter neuer Partner gefunden. Der französische Energiekonzern Engie übernahm im Rahmen eines Asset-Deals im Oktober 2019 die operativen Tochtergesellschaften in Ostafrika sowie die Berliner Holding einschließlich aller Mitarbeiter und führt seitdem die Geschäftstätigkeit fort. So lebt die nachhaltige Geschäftsidee weiter und Endkunden können mittels Mikrokrediten eine private Off-Grid-Solarenergieanlage finanzieren. So ist die Energieversorgung als Voraussetzung für die weitere Entwicklung im ländlichen Ostafrika gesichert.

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