Ein persönliches Einkaufserlebnis im Netz – mit diesem Geschäftsmodell erwirtschaftete das Textil-Start-up rund 75 Millionen Euro Umsatz pro Jahr. Trotz starken Wachstums und Expansion ins Ausland geriet das Unternehmen unter anderen durch die Übernahme eines Wettbewerbers in finanzielle Schwierigkeiten. Die Restrukturierungspartner unterstützten das Start-up durch die Erstellung eines Fortführungskonzepts, das für die Deckung des kurzfristigen Kapitalbedarfs obligatorisch war. In unserer Case Study erfahren Sie mehr darüber.
Autor: Dr. Fabian Meißner
Key Facts
Branche: Textil-Onlinehandel Mitarbeiter: ca. 400 Gesamtleistung: ca. 75 Mio. EUR Hauptsitz: Berlin Kerngeschäft: Handel mit Modeartikeln aller Art (E-Commerce)
Ausgangslage
Das in Berlin ansässige Start-up handelt online mit Textilien. Das Unternehmen ist seit seiner Gründung stark gewachsen und hat in mehrere Länder expandiert, konnte aber noch keine Gewinne erwirtschaften. Die Übernahme eines Wettbewerbers führte durch transaktionsbedingte Sondereffekte kurzfristig zu einem sehr hohen Verlust. Der kurzfristige Kapitalbedarf bis zur nächsten Finanzierungsrunde sollte durch die Aufnahme von Venture-Debt gedeckt werden. Bedingung für die Auszahlung des Fremdkapitals war die Vorlage eines Fortführungskonzepts. Dieses sollte von einem sachkundigen Dritten erstellt werden. Es sollte eine Einschätzung über die nachhaltige Fortführungsfähigkeit auf Basis eines realisierbaren, zukunftsfähigen Geschäftsmodells sowie der wirtschaftlichen und finanziellen Verhältnisse am Ende des Prognosezeitraums liefern.
Besonderheit
Im Gegensatz zu einem herkömmlichen IDW S 6 Gutachten, das von Fremdkapitalgebern in „Krisensituationen“ vor der Darlehensgewährung benötigt wird, beinhaltete das Fortführungskonzept die wesentlichen Elemente des Standards. Es verfügte aber nicht über eine vollständige Sanierungsaussage am Ende. Aufgrund des langen Prognosezeitraums und der zahlreichen Unsicherheiten in dem „jungen“ Geschäftsmodell konnte diese nicht abschließend abgegeben werden.
Dies hat gezeigt, dass der IDW Standard für Start-ups eher ungeeignet ist. Der Hintergrund ist, dass sie in regelmäßigen Abständen auf die Zuführung externer finanzieller Mittel angewiesen sind, bei ihnen jedoch keine klassische Krisen- beziehungsweise Sanierungssituation vorliegt.
Projektergebnis
Auf Basis eines realisierbaren, zukunftsfähigen Geschäftsmodells und der wirtschaftlichen und finanziellen Verhältnisse am Ende des Prognosezeitraums wurde die nachhaltige Fortführungsfähigkeit in unserem Konzept dargelegt. Dabei erarbeiteten die Restrukturierungspartner gemeinsam mit der Geschäftsführung sowohl Maßnahmen zur Finanzierung als auch zur Steigerung der Profitabilität. Auf Grundlage des Konzepts konnte kurzfristig das Darlehen ausgezahlt und die Finanzierung bis zur nächsten Runde abgesichert werden.